23. Oktober 2017

Sturm über Windhaven von George R.R. Martin und Lisa Tuttle


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Die Fischerstochter Maris hat nur einen Traum: Sie will eine Fliegerin werden und als Botin zwischen den Inseln von Windhaven unterwegs sein. Doch das ist nur Kindern von Fliegern erlaubt. Als einer von ihnen sie aufnimmt, ist ihr Traum zum Greifen nah. Doch ihr Kampf um ihre eigenen Flügel könnte die ganze Fliegergilde spalten – und damit das bestehende Gesellschaftssystem auf den Inseln gefährden...

Sturm über Windhaven ist die Neuauflage eines Werks von 1981 und vermutlich dem aktuellen Hype um George R.R. Martin und Game of Thrones geschuldet. Unserer Meinung nach gibt es einiges an guter Fantasy oder Science Fiction aus dieser Zeit, was eine Neuauflage verdient hätte – Windhaven gehört für uns allerdings eher nicht dazu. Das Buch besteht aus drei Teilen, welche übrigens auch nicht in einem Rutsch, sondern nach und nach verfasst wurden. Das merkt man ihnen auch an. Eigentlich ist es also die Zusammensetzung mehrerer (Kurz-)Geschichten zu einem Roman, auch der Prolog und der Epilog wurden nachträglich für das Buch geschrieben. 
Schon der Prolog hat uns nicht wirklich gefallen, Maris wird hier nur "das Kind" genannt, was uns zu unpersönlich vorkam – ein Problem, das sich über große Teile des Buches streckte. Das an sich ist ja nicht schlimm, wenn der Stil es denn bedingt. Die Sprache des Prologs ist aber nicht mittelalterlich, nicht futuristisch, nicht schwungvoll oder sonstwie schön, sondern eher hölzern und distanziert. Aber gut, man muss ja nicht vom Prolog auf den Rest des Buches schließen, also haben wir natürlich weitergelesen. 
Der erste Teil heißt "Stürme" und ist von allen dreien der beste. Hier lernen wir Maris und die Welt von Windhaven kennen. Von gefährlichen Gewässern umgeben, sind die Inseln von Windhaven voneinander abgeschottet. Nur die Flieger können die Reise auf sich nehmen und fungieren als Boten. Maris' Begeisterung für das Fliegen ist deutlich spürbar und der weitere Verlauf der Geschichte durchaus interessant. Wie für Kurzgeschichten typisch, wird nicht übermäßig viel Zeit auf Figurenvorstellung und -entwicklung verwendet. Vor allem diesem Umstand ist es geschuldet, dass Teil 2 und 3 uns nicht sonderlich unterhalten konnten: Für eine kurze Geschichte ist es in Ordnung, wenn nicht alle Personen lang eingeführt werden, doch so konnten wir weder zu Maris noch zu z.B. ihren Freunden irgendeine Beziehung aufbauen. Grade bei Familien- oder Freundschaftsverhältnissen ist das jedoch nötig, denn wie viel Spaß macht ein Buch, dessen Protagonisten einem egal sind? Unserer Meinung nach ist dieser Teil derjenige, der die ursprüngliche Idee der Autoren wiedergibt, und hätte absolut ausgereicht. Alles Weitere ist nur der Versuch, an die gute Idee anzuknüpfen. Leider funktioniert das jedoch nicht wirklich gut.
Der zweite Teil, "Einflügler", war der anstrengendste. Fast alle Figuren waren uns unsympathisch, allen voran Maris, die einfach nur nervig war. Das grundlegende Problem, welches mit  neuen Regelungen zum Flügelerwerb einhergeht, wurde zwar gut dargestellt, aber auch bis zum Ende ausgereizt, ohne dass unsere Hauptfigur ihre eigenen Grenzen oder Ansichten mal reflektiert oder sich vernünftig mit der ganzen Thematik befasst hätte. Stattdessen kreist sie gedanklich immer wieder um die gleichen Dinge, ohne ihre Muster zu durchbrechen.
Das wird im dritten Teil, "Sturz", dann auch noch weitergeführt. Mittlerweile hatten wir von Maris und ihrer eingebildeten, selbstmitleidigen Art ziemlich die Nase voll und waren ehrlich gesagt froh, als das Ganze schließlich ein Ende fand. Auch hier hatten wir erneut das Problem, dass wir zwar einige Figuren ganz nett fanden, aber keine wirkliche Nähe zu ihnen aufbauen konnten, weil es einfach nicht genug Informationen gab. Die Handlung an sich hätte eigentlich spannend sein können – wirklicher Thrill wollte aber partout nicht aufkommen. Der abschließende Prolog brachte zwar keinen coolen Plottwist, aber zumindest das langersehnte Ende. 

Sturm über Windhaven ist ein Buch, das man definitiv nicht lesen muss. Es ist nicht so schlimm, dass wir es abgebrochen haben – aber weit davon entfernt ist es auch nicht. Aus einer guten Idee ist hier eine streckenweise sehr mühselige Geschichte geworden, die trotz der gleichbleibenden Hauptfigur eine zusammenhängende Handlung vermissen lässt. Oder anders gesagt: Wären die Hauptfiguren im zweiten und dritten Teil andere Flieger gewesen, es hätte keinen Unterschied gemacht. Wir haben uns hier mehr erhofft. Dem guten ersten Teil, dem anstrengenden zweiten und dem jetzt-irgendwie-auch-egalen Abschluss im Komplettpaket geben wir daher 2 von 5 Herzen.  

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