16. September 2018

Nicht weg und nicht da von Anne Freytag

♥♥♥



Mit dem Tod ihres Bruders bricht für Luise eine Welt zusammen. Wütend und ängstlich schottet sie sich ab – bis sie eines Tages eine E-Mail bekommt. Eine E-Mail von Kristopher, ihrem toten Bruder. Nun beginnt eine Reise: aus ihr selbst, zu ihr selbst und zu Jacob, dem Jungen mit dem ernsten Blick, dem sie zufällig begegnet ist und den sie nicht vergessen kann.

Anne Freytag ist ja bereits seit einiger Zeit in aller (Blogger-)Munde, nun wollten wir uns selbst ein Bild machen. Thematisch erinnert es uns an "Und wenn die Welt verbrennt" und "All die verdammt perfekten Tage". Der Autorin gelingt es, die beiden jungen Erwachsenen einzufangen, ohne zu viel preiszugeben. Es wird abwechselnd aus den Perspektiven von Luise und Jacob geschrieben. Zu Beginn kann die Kürze der Kapitel etwas irritieren, aber wir waren schnell "im Flow" und damit mitten in der Story gefangen. Sehr einfühlsam erzählt Anne Freytag von Luises Schmerz und balanciert dabei gekonnt zwischen den emotionalen Polen. Kristophers Krankheit wird beeindruckenderweise weder zu groß noch zu klein geredet. Auch Luises Schuldgefühle und die Abgrenzung zur Welt thematisiert sie nachvollziehbar und ohne Übertreibungen. Als Gegenpart lernen wir Jacob kennen, der jedoch selbst kein unbeschriebenes Blatt ist – zum Glück! So  wird das Klischee des rettenden Helden und der Jungfrau in Not zwar leicht gestreift, dann aber durch eine Beziehung auf Augenhöhe umschifft. 
Auch Jacobs Geschichte hat es in sich, wenn auch auf eine andere Art als die von Luise. Hier werden weitere Probleme aufgenommen, mit welchen sich junge Menschen konfrontiert sehen können, hierbei spielen vor allem Machtlosigkeit, Nähe und die Suche nach dem eigenen Weg eine zentrale Rolle. Aber wir wollen an dieser Stelle nicht zu viel verraten und verzichten darum lieber auf Details. Die Geschichte berührt viele Themen, die grade in der Jugend wichtig sind, auch wenn der Umgang mit diesen zum Teil doch etwas "zu schön, um wahr zu sein" erscheint. Aber wenn man dies als Motivation und Hoffnung betrachtet, tut es dem Ganzen keinen Abbruch. 

"Nicht weg und nicht da" ist ein zarter, schöner Roman für Jugendliche und junge Erwachsene über die Liebe, das Sterben und das Leben. An einigen Stellen hat uns das Buch sehr berührt, an anderen war die Geschichte etwas zu glücklich und positiv. Von uns erhält der Roman 3 1/2 von 5 Herzen für eine emotionale Geschichte, die sich schnell liest und neben den "krassen" Erlebnissen der Protagonisten auch einige typische Problematiken des Erwachsenwerdens mit einschließt.

Protipp: Nicht unterwegs lesen, es kann zu Tränen kommen.

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