5. November 2021

Inmitten der Nacht von Rumaan Alam

      
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Amanda und Clay wollen mit ihren beiden Kindern eine unbeschwerte Ferienwoche auf Long Island verbringen. Doch mitten in der Nacht steht plötzlich ein älteres Ehepaar vor der Tür. Die beiden behaupten, das Haus gehöre ihnen. Sie berichten, dass ganz New York im Dunkeln liege und das Leben an der Ostküste komplett lahmgelegt sei. Hier draußen jedoch, an diesem abgeschiedenen Ort, ohne Internet, Handy- oder Fernsehempfang, wissen Amanda und Clay nicht, was sie davon halten sollen ... (gekürzter Klappentext)

Auch wenn sie alle zunächst von der Situation überfordert sind, arrangieren sich die vier bzw. sechs zunächst miteinander. Etwas anderes bleibt ihnen nicht übrig, denn fernab jeder Zivilisation haben die vier Erwachsenen keine Möglichkeit, irgendwelche Nachrichten zu erhalten. Vorurteile, Klimawandel und Kapitalismus sind keine aufgezwungenen Themen, sondern schwingen geradezu natürlich wirkend, unterschwellig die Gedanken und Gespräche beeinflussend mit. Doch dabei bleibt es nicht: Eine weitere Bedrohung tritt zutage und zeigt erneut, wie fragil die Sicherheit ist, in der die Menschen sich wähnen. 

Rumaan Alam gelingt es, das ganze Geschehen  von Clays Hilflosigkeit, Amandas subtilem Unwohlsein über die Unruhe der unwissenden Jugendlichen bis hin zu Ruth' und Georges ruhiger, und dennoch angespannter Stimmung  pointiert in Worte zu fassen. Es bedarf keiner großen, komplizierten Reden: Hier werden überwiegend Schwingungen und Gefühle eingefangen, und das auf eine Art, die sich leicht und vertraut anfühlt. 

Schlaglichtartige Einblicke in die Erlebnisse anderer Menschen rund um den Globus helfen den Leser*innen nicht, das Geschehen wirklich zu verstehen, sondern bestärken vielmehr die Unfassbarkeit des Beschriebenen. Der dadurch entstehende Effekt ist gleichermaßen anziehend und abstoßend und führte dazu, dass wir einerseits sofort weiterlesen wollten und andererseits immer wieder eine Pause brauchten, um der angespannten Stimmung zu entfliehen.

Unser Fazit: Ein (an)spannender Roman mit flüssiger Erzählweise, klarer, schnörkelloser Sprache und großen Themen, die greifbar gemacht werden und dennoch unbegreifbar sind. Von uns gibts fünf Herzen für diesen Traumurlaub, der zum Albtraum wurde.

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