Die Geschichte beginnt, wie so viele Märchen, in einem weit entfernten Königreich: Schlaraffin. Das Land und seine BewohnerInnen wurden liebevoll eingeführt, sodass wir uns den Genuss und Überfluss dort nur allzu gut vorstellen konnten und an vielen Stellen schmunzeln mussten. Die Geschichte nimmt sehr schnell an Tempo zu und ein Ereignis reiht sich an das nächste, wodurch kaum Zeit für Langeweile oder Fragen bleibt.
Schnell wird klar: Nicht jeder in Schlaraffin ist ein guter Mensch, manche handeln nur in ihrem eigenen Interesse und versuchen, die Geschicke im Königreich so zu lenken, wie sie es brauchen – und das ohne jede Rücksicht. Was mit einem einzelnen, unglücklichen Ereignis beginnt, hat Folgen für alle Schlaraffiner. Jeder Gedanke, jede Lüge, jede Handlung birgt Risiken und Konsequenzen von ungeahntem Ausmaß und schon bald gibt es niemanden mehr, der nicht in das Geschehen verstrickt oder davon betroffen ist.
Im Zuge dieses Geschehens steigert sich leider auch die Grausamkeit der Geschichte. Menschliche Abgründe tun sich auf, es wird über Leichen gegangen und die Frage, wer das wahre Monster in dieser Welt ist, scheint sich von selbst zu beantworten. "Der Ickabog" wird ab 8 Jahren empfohlen, für uns ist das jedoch kein (Hör-)Buch, das wir an Kinder verschenken würden. Die Grausamkeit wird zwar durch lustige Namen wie "Lord Spuckelwert" und "Schlabberlot" abgeschwächt, allerdings erscheinen uns Morde und ein paar andere Handlungen/Beschreibungen, die in dem Buch vorkommen, einfach nicht kindgerecht. Uns selbst war das Geschehen stellenweise zu brutal, um noch nachvollziehbar zu sein.
So viel zu den Menschen, doch was ist nun eigentlich mit dem Ickabog? Diese Frage haben wir uns während des Hörens das eine oder andere Mal gestellt und wollen hier nicht zu viel verraten. Den Ickabog lernen wir nämlich erst sehr spät in der Geschichte so richtig kennen, er und sein Leben haben uns allerdings am Besten gefallen. Hier hat sich J. K. Rowling wirklich etwas Tolles ausgedacht.
Natürlich ist die Vorlesestimme bei einem Hörbuch besonders ausschlaggebend, und Heike Makatsch liest wirklich toll! Sie kann die verschiedenen Charaktere mit ihrer Stimme einfangen und zum Leben erwecken und beweist dabei eine unglaubliche Stimmvielfalt, die das Zuhören umso schöner macht.
Die Geschichte selbst hatte zwischendurch eine kleine Länge, weil einfach alles immer schlimmer und brutaler wurde, war ansonsten aber spannend und kurzweilig.
Schlaraffin ist toll dargestellt, die Figuren sind durchdacht konstruiert und ihre Schicksale auf unvorhersehbare Weise miteinander verwoben. Keiner ist losgelöst von dem Geschehen und dem Handeln der anderen. Es war unglaublich spannend, dass wir als Hörende die Informationen hatten, die den BewohnerInnen Schlaraffins gefehlt haben und so miterleben konnten, welch verheerendes Ausmaß eine kleine Lüge erzielen kann.
Wir geben der Geschichte vom "Ickabog" 4 Herzen für ein wundervolles Hörerlebnis, das mit ein bisschen weniger Grausamkeit eine wirklich tolle Kindergeschichte hätte sein können und uns dann noch ein bisschen besser gefallen hätte.
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