19. November 2018

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden von Genki Kawamura

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden 
♥♥♡♡


Als ein junger Briefträger erfährt, dass er nur noch wenige Tage zu leben hat, erscheint der Teufel vor seiner Tür und bietet ihm einen unausschlagbaren Deal an: Er verlängert das Leben des Protagonisten. Im Austausch dafür verschwindet jeden Tag etwas von der Erde. Der Briefträger willigt ein, doch als dann plötzlich alle Katzen von der Welt verschwinden sollen, interveniert er ...


Der Einstieg in die Geschichte ist relativ abrupt, sie beginnt damit, dass der Briefträger von seinem baldigen Tod erfährt und daraufhin zu Hause den Teufel antrifft. Danach gliedern sich die Tage (und verschwundenen Gegenstände) in einzelne Kapitel. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und flüssig zu lesen. Zu unserer Irritation fallen in dem Buch kaum Namen, aber dadurch behält man leicht den Überblick. Wir wussten auch nach dem Lesen nicht, wie der Briefträger nun eigentlich heißt, falls es erwähnt wurde, haben wir es verpasst. Die Eltern heißen Mutter und Vater, die Exfreundin heißt Freundin oder damalige Freundin. Dadurch bleibt vieles verschwommen und irgendwo auch unemotional und unpersönlich. Wir hatten das Gefühl, dass auch der Protagonist erst im Nachhinein merkt, dass er emotionale Bindungen hatte ... 
Im Vordergrund steht vor allem die Vergangenheit des Briefträgers, es wird allerdings auch ausgeführt, auf welche Weise sich die Wahrnehmung der Welt ändert, wenn etwas verschwindet, was wir sehr spannend fanden. Was wäre die Menschheit ohne Uhren, ohne einen Begriff von Zeit und Zeitlichkeit? Neben diesem Aspekt spielen die Krankheit und der Tod der Mutter des Briefträgers eine große Rolle und natürlich auch die Katzen. Die Geschichte der Mutter hat uns sehr berührt, obwohl sie nicht tiefgründig emotional geschildert wurde.
Der Klappentext hat uns im Nachhinein geärgert. Wer denkt, dass das Buch noch weiter geht, irrt sich – es passiert exakt das, was ihr auf dem Buchdeckel lest, es wird lediglich ausgeschmückt und mit der erwähnten Hintergrundgeschichte der Mutter unterfüttert.
Die Idee hinter "Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden" hat uns im ersten Augenblick fasziniert. Wer würde sein Leben nicht verlängern wollen, um im letzten Moment doch noch die Chance zu haben, all die ungesagten Dinge zu sagen, das Ungetane zu tun und seine Träume noch schnell zu leben? Dafür nur einen einzigen Gegenstand am Tag verschwinden zu lassen scheint auf den ersten Blick ein kleines Opfer, dessen Ausmaß man jedoch nicht einschätzen kann. 
Die Umsetzung hat uns am Anfang gar nicht gefallen. Die ersten hundert Seiten waren eher langweilig, der Protagonist schien ein sehr graues Leben geführt zu haben. Erst ab der Hälfte haben wir gerne weitergelesen, hier wurde es philosophischer, emotionaler, es ging endlich um die Katzen und das was wirklich zählt.  
Was uns sehr gut gefallen hat, war der Teufel. Er ist kein schwarzer, düsterer Sensenmann, der dem Briefträger die Seele rauben will. Der Teufel heißt "Aloha", er trägt knallige Hawaihemden und ist ein lockerer, super cooler Typ. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und schließt in seiner Freizeit Wetten mit Gott ab. Genau so möchte man sich den Teufel doch eigentlich vorstellen. 

Es fällt uns wirklich schwer, hier eine Bewertung vorzunehmen. Einerseits zog sich die erste Hälfte des Buches sehr in die Länge, wir haben drei Wochen gebraucht, um es zu lesen, obwohl es nur knapp 200 Seiten hat. Die zweite Hälfte jedoch war wirklich schön, es war berührend und philosophisch (auf sehr menschlicher, nachvollziehbarer Ebene) und das Ende hat uns gut gefallen. Wir hätten uns gewünscht, dass die ersten 100 Seiten einfach auf 10 Seiten komprimiert worden wären und dafür der Rest weiter ausgebaut wird. "Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden" erhält von uns 2 1/2 Herzen.

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