Stefanie Lasthaus
Frau Holles Labyrinth
(eBook)
Heyne
Was ist schlimmer: Ein Streit mit dem Chef, weil man seine magischen Fähigkeiten missbraucht hat, oder die Familie besuchen, die einem stets die kalte Schulter zeigt? Mary entscheidet sich für Letzteres. Nach einem Streit mit ihrer Schwester stürzt sie in einen Brunnen und findet sich plötzlich in einer düsteren, unbekannten Welt wieder. Doch die Rückkehr nach Hause ist nicht so einfach wie erhofft, denn eine finstere Macht beherrscht alles in dieser Welt ...
Märchenadaptionen liegen schon seit einiger Zeit im Trend und die Autorin Stefanie Lasthaus war uns bereits bekannt durch die recht unterhaltsame Gestaltwandler-Geschichte "Touch of Ink". Das und das wunderschöne Cover haben uns gelockt, uns mit Mary auf die Reise in Frau Holles Reich zu begeben.
Leider war diese Reise keine sonderlich schöne. Zunächst zu den positiven Aspekten: Die Sprache ist so angenehm und leichtgängig, dass wir uns auf keiner Seite des Buches gelangweilt haben. In Anbetracht der folgenden Kritikpunkte ist dies wirklich beachtenswert. Außerdem zeigt die Autorin eine Vielzahl von guten Ideen.
Das war es leider auch schon mit den guten Seiten. Denn: Bei genauerer Betrachtung wirkt keine der Ideen wirklich ausgearbeitet, sondern es entsteht der Eindruck, als sollte jeder kreative Gedanke unbedingt im Buch untergebracht werden. Die eingangs thematisierte Welt, in der (fast) jeder Mensch eine magische Gabe besitzt – was für eine coole Idee! Leider wird das nicht weiter ausgearbeitet und dient nur als Aufhänger für ein, zwei Momente.
Die Beziehung der Schwestern sowie generell alle Beziehungen bleiben oberflächlich und unemotional, das Verhalten und Denken von Mary erscheinen weder logisch noch nachvollziehbar.
Auf das Märchenmotiv wird nur am Rande Bezug genommen (ja, es kommen ein Brot und auch ein Apfel vor), es ist aber überhaupt nicht relevant und wird auch nicht zu Ende gebracht. Alles andere rund um Holles Reich hat reichlich wenig, um nicht zu sagen gar nichts, mit der Grimm’schen Erzählung zu tun.
Ganz ehrlich: Nicht einmal der Name des Buches ergibt wirklich Sinn, wenn man die Geschichte betrachtet.
Das Spannendste im ganzen Buch war wohl der Epilog, welcher vermutlich ein Cliffhanger für den Folgeband sein soll – den wir jedoch nicht mehr lesen werden, auch wenn wir tatsächlich neugierig geworden sind.
Unser Fazit: Die Autorin zeigt jede Menge guter Einfälle. Letztendlich hätte sie besser daran getan, auf das Märchenthema zu verzichten und einfach einen Fantasyroman zu schreiben. So sind die Lücken in Plot und Erzählweise zu groß, um sie zu ignorieren, was nach unserem Empfinden dem Versuch geschuldet ist, irgendwie in der Märchenschiene zu bleiben. Von uns gibt’s 2 von 5 Herzen für viel verschenktes Potenzial, das auch durch den leichtgängigen Schreibstil nicht zu retten ist.
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