26. August 2020

Die Nachbarin von Caroline Corcoran



♥♥♥♡♡



Lexie und Harriet leben Tür an Tür in einem Londoner Hochhaus. In der Anonymität der Großstadt verloren, leben beide Frauen Wand an Wand und lauschen auf die Geräusche der Anderen. Beide sind unglücklich und fantasieren sich in das Leben der Nachbarin hinein. Doch dann beginnt eine der beiden, bitteren Ernst zu machen ...


Wieder einmal hat die Werbeabteilung des Heyneverlags ganze Arbeit geleistet und uns mit ihren Teasern auf Instagram gecatcht. Die Nachbarin klingt nach einem spannungsgeladenen Thriller, der uns im besten Fall vom Schlafen abhält. Leider wurden unsere Erwartungen nicht wirklich erfüllt. 

Die Idee dieses Debütromans gefällt uns sehr gut. Denn wir alle sind Teil des Lebens unserer Nachbarn – ob als unbeteiligte Statisten oder gelegentlich grüßende Nebenrollen, bleibt uns selbst überlassen. Wir waren sehr neugierig, was sich die Autorin hier ausgedacht hat. 

Leider hat der ständige Perspektivenwechsel zwischen Harriet und Lexie dazu geführt, dass nur sehr wenig Spannung aufgebaut werden konnte, da wir ja stets die Wahrheit über beide Seiten der Wand kannten. Dadurch wurde – sehr zu unserer Enttäuschung – das Element des Rätselns und Mitfieberns über weite Strecken aus dem Buch entfernt. Die mangelnde Spannung wurde über Hinweise auf Harriets mysteriöse Vergangenheit wieder hinzuzufügen versucht. Diese wurden im Verlauf des Buches aber eher störend bis nervig und die Auflösung des Ganzen konnte in keiner Weise mit der Dramatik der vorherigen Anspielungen mithalten. 

Während wir Lexies Situation überwiegend interessant fanden, wurden vor allem die Rückblicke in Harriets Zeit mit Luke schnell langweilig. Die implizierte Thematik war uns schnell klar, und wir wollten lieber wissen, wie es denn nun weitergeht und was als nächstes passiert, anstatt uns die durchaus traurige und daher quälende Geschichte in ihrer Gesamtheit anschauen zu müssen.

Das Ende, welches uns ein wenig wie Effekthascherei vorkam, kann man mögen oder hassen. Wir sind uns selbst noch nicht ganz sicher. In jedem Fall war es nur semi-überraschend und hat damit nicht den vermutlich gewünschten Schock-Effekt erzielt. Vielleicht haben wir dafür aber auch einfach zu viele Stalking-Serien auf Netflix geguckt. 

Unser Fazit: Die Autorin beleuchtet einige sehr wichtige Themen. Der Schreibstil ist locker und flüssig und wir hatten keine Probleme, irgendetwas nachzuvollziehen. Das Label "Thriller" ist uns etwas zu hoch gegriffen und wir haben einiges an Spannung vermisst. Deshalb gibt’s von uns 3 von 5 Herzen und ein "kann man lesen, muss man aber nicht".

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