Heute starten wir, wie angekündigt, mit unserer neuen Rubrik, dem Lesetipp -
den Anfang macht ein ganz spezielles Buch:
Indigo von Clemens Setz.
Es gibt Bücher, die sind leicht, fröhlich, in sich rund und werden von jedermann gern gelesen. Indigo ist nicht so ein Buch. Der eine oder andere kennt vielleicht den Begriff aus der esoterischen Ecke, und damit liegt er nicht falsch. Die sogenannten Indigo-Kinder sind Kinder mit besonderer Aura, und im Falle des Buches auch besonderen Fähigkeiten: Sie machen die Menschen um sich herum krank. Der junge Mathematiklehrer Clemens Setz unterrichtet an einer Einrichtung für eben diese Kinder und stößt auf einige seltsame Geschehnisse und Ungereimtheiten. Schließlich beginnt er zu recherchieren: Was geschieht mit den Kindern, die fortgebracht werden? 15 Jahre später geht ein Prozess durch die Presse: Ein ehemaliger Lehrer soll einen Tierquäler brutal ermordet haben. Doch wie hängt all das miteinander zusammen?
475 Seiten - Suhrkamp
Von Beginn an beschleicht einen als Leser das Gefühl, irgendetwas zu übersehen oder nicht zu verstehen. Der Drang, dieses Rätsel zu lösen, macht den Charme des Buches aus. Dazu kommt eine tolle typografische Gestaltung des Werks, welche die Verschiedenartigkeit des Textes betont.
Es mag dem einen oder anderen zu viel sein: Zu viele Kleinigkeiten, in denen Setz sich verliert (wer "die Stunde zwischen Frau und Gitarre" kennt, weiß, wie leicht das überstrapaziert werden kann); zu viele Quellen, bei denen immer grade die phantastischsten die wahren sind (wenn man sich die Mühe macht, das nachzurecherchieren); zu sperrig die Sprache, zu brutal das Thema und zu unbefriedigend das Ende.
Aber wer Spaß hat an postmodernden Spielereien, an Ebenenverschränkungen und Literatur, die mit Fiktion und Fakten spielt, bei wem die Frage "was will der Autor mir damit sagen?" in den Hintergrund rückt und den es amüsiert, wenn die eigenen Gedanken beginnen sich zu drehen, bis nur noch ein Fragezeichen übrig bleibt, dem sei dieser Roman wärmstens empfohlen - viel Vergnügen!
PS: Zwei ziemlich coole Rezensionen zum Buch gabs in der FAZ und in der Zeit. Und falls ihr hören wollt, wie der Anfang von Indigo so ist: Voilà, hier liest der Autor die ersten beiden Kapitel.
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