10. August 2016

Die Ungehörigkeit des Glücks von Jenny Downham



♥♥♥♥



Das Leben der 17-jährigen Katie wird auf den Kopf gestellt, als auf einmal eine alte Dame in ihr Zimmer zieht: Ihre Großmutter Mary, die sie noch nie gesehen hat und die an Alzheimer erkrankt ist. Katie beginnt, Marys Erinnerungen aufzuzeichnen  und findet den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen, während sie mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter die Geheimnisse der Vergangenheit zu lüften beginnt.

Jenny Downham, deren Debütroman "Bevor ich sterbe" ein Weltbestseller wurde, beweist mit diesem Buch erneut ihr Talent für die schwierigen Themen. "Die Ungehörigkeit des Glücks" handelt von drei Frauen, vom Mutter-Sein, von Selbstverwirklichung, von Verantwortungsgefühl und nicht zuletzt der Aufgabe, sich den Dingen zu stellen. 
Dabei gibt es keine Schwarz-Weiß-Malerei, keine "einfachen" Lösungen oder Rollenzuschreibungen. Alle drei Frauen und auch Katies Bruder Chris (der zwar eher eine Nebenfigur, aber dennoch liebevoll integriert ist) sind Charaktere mit vielen Facetten, liebenswerten Eigenschaften und negativ aufstoßenden Fehlern – richtige Menschen eben. Hat man sich als Leser zunächst recht schnell eine Meinung über die Figuren gebildet, wird im Verlauf des Buches bald deutlich, dass stets mehr hinter den Personen steckt, als nur das Offensichtliche. Jede hat ihre Sichtweise auf verschiedene Geschehnisse, aber erst, wenn alle drei offenbart werden, kommt die ganze Wahrheit ans Licht. 
Neben der Familiengeschichte bringt die Autorin uns einfühlsam das Thema Alzheimer näher. Hier wäre vielleicht noch ein wenig mehr aus Sicht der Mutter interessant gewesen, aber auch so treten die Schwierigkeiten klar heraus. Ein weiterer Erzählstrang befasst sich mit der Entdeckung der eigenen Homosexualität und den Fragen, die sich damit ergeben, sowie den Schwierigkeiten des Coming Outs.
Durch wechselnde Erzählperspektiven kamen wir den Figuren sehr nahe, so dass wir uns gut einfühlen konnten, aber immer noch genug Distanz hatten, alles aus einem übergeordneten Blickwinkel zu betrachten. Jenny Downhams Schreibstil ist leicht zu lesen und zu verstehen. Hin und wieder gibt es ein paar holprige Ausdrucksweisen oder Gedankengänge, die wir vom Gefühl her eher einem jüngeren Mädchen zugerechnet hätten. Grade zu Beginn haben wir daher eine Weile gebraucht, bis wir richtig in der Geschichte "drin" waren – dann aber ließ sie uns nicht mehr los. 

Jenny Downham zeigt uns, dass zum Glück manchmal die Ungehörigkeit dazu gehört. Eine spannende und berührende Geschichte, die Mut macht und von uns 4 von 5 Herzen erhält. Eine klare Leseempfehlung, wenn man die Zeit hat, sich auf diesen ruhigen und dennoch intensiven Roman einzulassen.


Das Buch ist Buch 10 von 25 für die Random House Buch Challenge und erfüllt Aufgabe 1 von Daggis Buchchallenge: Ein Buch mit einem überwiegend blauen oder lilafarbenen Cover.

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